Übung mit dem Samariterverein Pfungen-Dättlikon vom 4. Juli 2012

18.45 Uhr, das Telefon klingelt. "Hoi Sandra, mehr händ Füürwehralarm, mer müend uusrucke! Treffpunkt Parkplatz Schwimmbad Neftenbach. Bitte Telefonalarm wiitergäh!"

Und jetzt??? Der erste Ausrückalarm überhaupt in meiner zugegebenermassen noch nicht sehr alten Samariterkarriere. Was erwartet mich da? Viel Zeit bleibt nicht zum überlegen. Ich hüpfe in meine Einsatzklamotten, schnappe den Alarmrucksack und düse los.

Ich bin die erste am Treffpunkt. Um 19.05 Uhr radelt bereits die zweite an, zwei Minuten später kommen zwei weitere Samariterinnen angerauscht und um 19.10 sind wir bereits zu fünft. Bis 19.35 Uhr kommen noch drei weitere hinzu.

Ab 19.15 Uhr kommt Bewegung ins vis-a-vis gelegene Feuerwehrdepot Neftenbach. Durch Bäume und Büsche halb verdeckt sehen wir, wie die Fahrzeuge bereit gemacht werden und eines nach dem anderen losfährt. Allerdings nicht in unsere Richtung. Ja wollen die uns denn nicht mitnehmen??? Jetzt wo wir extra ausgerückt sind? Natürlich nicht, der Mannschaftstransporter kehrt nach dem Abladen der Feuerwehrmannschaft am Schadenplatz zurück und holt uns ab. Auf der Fahrt treffen wir erste Absprachen betreffend EL bzw. Hanni wird so lange gefragt, bis sie gar nicht mehr Nein sagen kann.

Wohin fahren wir eigentlich? Was ist passiert? Bis zu diesem Zeitpunkt wissen wir es noch nicht.

Am Unfallort angekommen, treffen wir folgende Situation an:
Ein kleiner Transporter, ein PW, eine Kreuzung, ein Crash. Der Transporter kam nach dem Zusammenprall mit dem linken Vorderrad auf der Motorhaube des PW zu stehen. Der Fahrer - natürlich nicht angegurtet - klammert sich mit einer Brustkorbverletzung ans Lenkrad im Unfallauto, röchelt nach Luft und hustet Blut. Der Junge, den er bei sich hatte - auch er war nicht angegurtet - wurde aus dem Transporter geschleudert und lag mit einem Schädel-Hirn-Trauma im Gras.

Im PW waren eine Frau und zwei Kinder eingeklemmt. Sie alle waren beim Crash ebenfalls nicht gesichert, weder mit Gurten und schon gar nicht mit eigentlich vorgeschriebenen Kindersitzen. Die Fahrerin erlitt lediglich Prellungen an beiden Knien. Der Junge auf dem Beifahrersitz holte sich eine RQW an der Stirn, als er mit dem Kopf auf das Armaturenbrett aufschlug, das Mädchen auf dem Rücksitz blutete am Kinn. Diese Verletzung holte sie sich, als sie gegen den Vordersitz geschleudert wurde.

In der Wiese gegenüber wurde eine hysterisch schreiende Frau von zwei Feuerwehrmännern festgehalten. Wie sich herausstellte, war sie die Mutter eines der Kinder im PW, welche zufällig auf dem Heimweg vom Erdbeerenpflücken - an der Unfallstelle vorbeikam.

Wir Samariter werden sogleich von der Feuerwehr in Empfang genommen. Hanni als EL Sanität meldet dem EL Feuerwehr unser Eintreffen und stellt sich an dessen Seite. Während des ganzen Einsatzes bleibt sie auch da, hat den Überblick und stellt die Verbindung zur Feuerwehr sicher. Wir anderen warten vorerst auf dem Sammelplatz (und ich kann an dieser Stelle glaublich für alle Beteiligten sagen: warten ist in dieser Situation das absolut Schlimmste!). Dann wird uns erklärt, wo das Verwundetennest eingerichtet wurde und dass uns die Verletzten nach der Bergung dahin gebracht werden. Also Leute - an die Arbeit!

Aus meiner Warte als Samariterin kann oder muss ich sagen, ich war beeindruckt. Beeindruckt vom trotz der ganzen Tragik ruhig abgelaufenen Einsatz und der Führung der Feuerwehr. Beeindruckt aber auch von der Arbeit unserer Samariterinnen und Samariter. Jede/r wusste, was sie/er zu tun hatte, ich konnte keine Hektik erkennen, nur souveränes Auftreten. Was mich dann aber fast am meisten beeindruckte, war die schauspielerische Leistung unserer hysterischen Mutter. Vanda, du warst grossartig!

Abschliessend möchte ich den Verantwortlichen Danke sagen, allen voran dem Kommandanten der Feuerwehr Neftenbach, Heinz Lörli, welcher sich mit unserer technischen Leiterin, Elisabeth Gilgen, diese Übung hat einfallen lassen. Wir sind sehr froh, dass wir die Chance haben, mit der Feuerwehrzusammen solche "Ernstfälle" praktisch üben zu können. Für uns Samariter sind diese Erfahrungen sehr wichtig und hilfreich. Schliesslich weiss man ja nie.

Sandra Bänninger, Samariterverein Pfungen-Neftenbach